Familienunternehmen unterscheiden sich von Publikumsgesellschaften oder Unternehmen im Besitz der öffentlichen Hand. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass sich das Unternehmen im Mehrheitsbesitz einer Familie befindet und dieser Besitz generationenübergreifend angelegt ist.

Dieser familiäre Charakter hat Vor- und Nachteile. Zum einen können Familien dem Unternehmen viel geben: Mit ihren Werten und Idealen bieten sie Stabilität und befördern langfristiges Denken. Zudem sorgen sie mit ihrer Loyalität für den notwendigen Rückhalt, der in schlechten Zeiten den Handlungsspielraum aufrechterhält. Auf der anderen Seite sind Familienunternehmen besonders anfällig für negative Emotionen wie Neid, Eifersucht und Missgunst. Die Gefahr von Konflikten ist dann am grössten, wenn es um die Verteilung von Geld, Macht und Anerkennung geht. Zudem besteht die Gefahr, dass Erneuerung und Innovation erlahmen, wenn der Enthusiasmus des Gründers verloren geht.

Die Herausforderung, ein Familienunternehmen erfolgreich zu führen, besteht darin, die Chancen zu nutzen, die sich durch die Konstellation als Familienunternehmen bieten, und die einhergehenden Risiken zu entschärfen. Über Erfolg oder Misserfolg entscheidet aber nicht allein die Managementleistung. Der Zusammenhalt in der Familie und die Einigkeit unter den Eigentümern spielen eine ebenso grosse Rolle.

In Publikumsgesellschaften, die meist eine fragmentierte Eigentümerschaft aufweisen, gelten besondere gesetzliche Bestimmungen, die der Interessenswahrung der Inhaber dienen. Diese Regeln werden durch den Gesetzgeber regelmässig angepasst, und die gewählten Organe sind beauftragt, im Rahmen des Stakeholdermanagements, die unterschiedlichen Interessen ausgewogen wahrzunehmen. Es liegt aber letztlich an jedem einzelnen Eigentümer, selbst zu entscheiden, wie er mit seiner Investition umgehen will.

In Familienunternehmen liegt es in der Verantwortung der Inhaberfamilie, einen normativen Rahmen zu schaffen, der zur Führung des Unternehmens und im Umgang miteinander als Leitlinie dient. Im Spannungsfeld zwischen Inhaber, Familie, Unternehmen und Familienvermögen (siehe FIDUCIA-Modell) gibt es zahlreiche Konstellationen, die aufeinander abgestimmt sein müssen. Die Werte und Ideale welche die Unternehmerfamilie verfolgt, bilden eine nützliche Leitlinie.

Damit das verbindende Element der Familie in der Eigentümerschaft über Generationen bewahrt werden kann, muss eine gemeinsame Willensäusserung über Werte, Ziele, Strukturen, Regeln und Verantwortlichkeiten erfolgen. Denn nur wenn die Familie generationenübergreifend hinter dem Unternehmen steht, kann es als Familienunternehmen überleben. Deshalb braucht es für die erfolgreiche Führung eines Familienunternehmens eine Strategie für die Inhaber.